Bericht aus Ungarn im Herbst 2016 (mal wieder)

  • Ja, ja, ich weiss, bin spät dran. Aber ich muss mich immer ein wenig überwinden bis ich mich an die Tastatur begebe. Ihr mögt mir verzeihen.


    TEIL EINS:


    Zuerst mal was von der Schule: Von Spendengeldern konnte ich wieder die Schule für die nächsten 2 Jahre ausstatten, also nicht nur das Schulbüro sondern auch die Kinder mit Schulheften, Stiften, Wasserfarben usw.


    Plus die ganzen Sachen wie Monitore, Büroartikel, Fotoapparate und weiss der Deibel was noch alles Ihr mir zugeschickt habt. Dafür vielen Dank von den Lehrern und den Kindern. Die Kids haben sich aber noch mehr über einen großen Karton mit Kabapulver, Süssigkeiten usw. gefreut als über die Schulhefte :-) Ich hatte da ordentlich eingekauft, das zahlte ich aber privat, eure Spenden taste ich da nicht an. Übergeben hab ich das süße Zeug nat. im Namen der deutschen Harleyfahrer. Im Nachbarort gibts ne kleine Softeisbude, ich hab noch etwas Geld dagelassen dass die Kids sich mal mit ner Eiscremebombe das Gehirn vereisen können. Einmal die Woche werden die Kinder eh in den Nachbarort gebracht, dort gibts ein Schwimmbad. Und die Schulleiterin wird dann die Kids bei der Gelegenheit mit Eis vollstopfen.


    Ostern werde ich wieder fahren, schätze der Bus wird wieder randvoll gestopft sein. Ostern ist auch die Zeit wo die Kids 3 Tage so ne Art Schullandheim besuchen können. Es gab da immer ein paar Sponsoren und die Lehrer haben am Dorffest ne kleine Tombola veranstaltet, so kam das Geld mehr oder weniger zusammen. Obs dieses Jahr wieder so geht ist allerdings offen. Ich habe mir daher vorgenommen ab sofort für die Kinder was noch an Geld fehlt zu bezahlen. Die ganzen 3 Tage kosten max. 300 Euro, für 20 Kinder und ein paar Lehrer eigentlich ein geringer Betrag. Tut mir jedenfalls nicht weh.


    Und noch was: Ich mach das mit dem kleinen Dorf in Ungarn jetzt ja schon seit 20, 25 Jahren. Einige der Kids von früher, darunter auch einige Zigeunerkinder, haben inzwischen die Uni abgeschlossen. Aber auch ein Diplom nutzt nichts um Arbeit zu finden wenn Vorurteile unüberwindbar scheinen. Besonders die Zigeunerkinder haben da kaum eine Chance. (Zigeuner ist politisch nicht korrekt, ich weiss, aber fragt mich jetzt bloß nicht ob das jetzt Sinti oder Roma sind die ungefähr die Hälfte vom Dorf ausmachen.)


    Zum Ende der übliche Bettelbrief:


    Schule und Kindergarten sind immer noch gut ausgestattet. Geld habe ich auch noch von euren Spenden, das gebe ich aber nur für Verbrauchsmaterial/Lehrmittel der Schule aus. Reicht noch lange hin. Falls jemand in meiner Nähe nen Staubsauger für die Schule über hat, würd ich den abholen kommen. Denen ihrer ist inzwischen durchgenudelt. Sollte aber ein verbreitetes Gerät sein, damit es kein Problem gibt die Filtertüten zu bekommen. Dann würde sich das Schulbüro über ein paar USB-Sticks freuen. Mir wurden zwar welche angeboten, aber die Leute haben sich dann nicht mehr gemeldet. Größe der Sticks ist egal. Ansonsten fehlts eigentlich nur speziell an Kinderschuhen,Unterwäsche und Kleidung von 0 bis ca. 12 Jahre. Fürn Kindergarten evt. noch ne Schaukel (also Sitz und 2 Seile), Sandeimer etc. Meldet Euch einfach wenn ihr denkt was über zu haben.


    TEIL ZWEI:


    Der Traum eines jeden Berufsalkoholikers: Villany, das Bordeaux Ungarns. Ganz unten im Süden, Wein an jeder Ecke und meist in sehr guter Qualität. Da habe ich jetzt das zweite Mal ein Haus direkt in den Weinbergen gemietet, total abgelegen und sehr gemütlich.


    Die Fahrt nach Villany bzw. zurück führt mich immer an einem Restaurant vorbei wo ich jedesmal vor der Speisekarte zurückzucke, da gibts nämlich Hähnchenhoden-Gulasch! Nein, ich habs nicht probiert, aber das andere Essen dort ist klasse. Freunden effizienter Harley-Schallwaffen (Hohmann Pipes) ist vielleicht schonmal Boly untergekommen. Da bauen die ihre Töpfe. Dort war ich aber nicht, wollte ein dortiges Mausoleum besichtigen, ist aber jedesmal geschlossen wenn ich dort bin. Dafür ist die Cucrasda/Cafe Breitenstein ein Anlaufort um auf der Terrasse zu sitzen, zu schwitzen und prima Eiscreme in sich reinzustopfen oder sich in die unglaubliche Auswahl an Törtchen und Schnittchen zu verlieben.


    Na gut, in Villany angekommen zuerst mal das Haus bezogen. Es waren noch ungarische Freunde und ein Kind dabei, und dann gleich mal auf die Terrasse, Wein aufgemacht und bis nachts um 10 draussen gesessen und die Ruhe genossen.


    Inzwischen kenne ich mich ja aus, letztes Jahr noch im Weingut Bock gewesen, sehr exklusiv, Weine verkostet und ne Kleinigkeit gegessen (da ist nix, aber auch garnix billig, aber dafür seinen Preis wert), diesmal gings zur Polgar-Pince, kaum weniger exklusiv aber eine tolle Führung durch die Weinkeller gemacht. Das dank meiner Freunde denn nur mit deutsch klappt das beim erstenmal nicht. Auch die Übersetzung bei der Führung und Verkostung. Waaahnsinnsweine probieren können und zum Schluß kam der Hammer: Aus einem kleinen Fass ein Syrah mit dem der Winzer seit einigen Jahren experimentiert. Abfüllreif erst in einem halben Jahr, daher noch mit einem beissenden Fass-Geruch, fast Gestank, aber einem Geschmack. Unglaublich! Ich habe schon viele Weine probiert, aber sowas erdiges, intensives habe ich noch nicht erlebt. Ich bin echt in Versuchung an Ostern extra in den Süden zu fahren, das sind 2 Tage, nur um diesen Wein der jetzt fertig ist zu kaufen. Denke aber da bewegt sich der Preis sicherlich auf 40, 50 Euro die Flasche hin. Aber einmal im Leben….


    Um das zu relativieren, wirklich guter Wein macht viel Arbeit und wer arbeitet soll Geld verdienen. Aber einige gute Weine habe ich für 3, 4 Euro die Flasche gekauft und sehr gute habe ich 6 bis 10 Euro die Flasche bezahlt. Manche Kumpels halten mich für blöde weil ich 10 Euro für nen Wein ausgebe - und dann reissen sie ne Packung Kippen für nen Heiermann auf und bestellen sich ein Hefeweizen in ihrer Kneipe.


    Doch zurück zu dem extremen Syrah: Der Chef des Betriebes, ein sehr würdiger, distinguierter Herr sagte zu diesem Wein der ihm wohl echt am Herzen liegt:


    'Dieser Wein ist nichts für die Weiber die abends mit einer Schale Apfelschnitzchen vorm Fernseher sitzen und mit dem Strickzeug klappern. Nein, der ist für echte Männer, die vor sich ein Riesensteak mit Knoblauch und Rosmarin liegen haben.'


    In Ungarn gilt übrigends 0,000 Promille und die Polizei versteht keinen Spass. Aber wir haben dort eine Taxinummer und Anruf genügt und das Taxi mit immer dem gleichen Fahrer steht da.


    Doch weiter: Nahe Villany gibts es noch Harkany mit deinem großen Heilbad, Märkte hier und dort, einfache, aber gute, Restaurants, die Drau-Schifffahrt wo das Schiff jedesmal wenn wir ankamen schon abgelegt hatte, Pecs mit der ehemaligen Porzellanfabrik Zsolnay, die heute ein Kunst- und Kulturzentrum ist, usw. usf.


    Hoffe Euch ein wenig neugierig gemacht zu haben. So schnell werde ich Euch auch nicht mehr mit so einem langen Text belasten, ein tolles 2017, wünscht euch Zappa
    (den Text habe ich Gisbert zuliebe extralang gemacht)


    PS: Die meisten Fotos sind vom Herbst, aber ein paar habe ich schon vorher an Ostern gemacht. Kann sein dass ich die schon früher hier eingestellt habe.

    Dateien

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    Harleys are not dead - but they smell funny!

  • Hallo Zappa,


    Vielen Dank für den Bericht, und nein, er war beileibe nicht zu lang.
    Wenn ich da irgendwie helfen kann, mach ich das gerne.
    Diesen Sommer war ich in der Nähe von Bordeaux im Urlaub und u.a. Im Château Rothschild. Dort fing die Flasche irgendwie bei 50€ und mehr an...


    Schön finde ich auch, dass du mal Ecken vorstellst, die wohl kaum einer von uns Fernreisenden auf dem Schirm hat.


    Also vielen Dank für deinen Beitrag, gern auch länger.


    Grüße,


    Egon

  • freu mich bei dir auch über kurze Texte. Aber um so schöner wieder von deinen Aktionen zu lesen.
    Saugeil wie du das durchziehst jetzt schon über Jahre durchziehst. So viele Energie vermutet man bei dir erst gar nicht.
    Bleib bloß gesund und uns noch lange erhalten.

  • Unser Grauer hat mal sehr treffend geschrieben: Es gibt den Südpol und den Nordpol - und dann gibt es hier im Forum noch den Ruhepol, und das ist unser ZAPPA. :thumbup:
    Dein Engagement in Ungarn verdient allerhöchsten Respekt ! :demut:
    Ich hoffe, dass wir in Manebach genügend Zeit finden, um wieder ausgiebig zu "ratschen"...


    Viele Grüße und herzlichen Dank für Deinen tollen Bericht - Albi