Die Grundlagen für ein perfektes Fahrwerk

  • Ist nicht alles auf meinem Mist gewachsen, aber mich hatte der Ehrgeiz gepackt als ich gemerkt hatte, das jeder sofort die Federn wechseln will wenn die Rod mal in den Knien weich wird. Hier zsammengefasst ws man tun kann und was man tun sollte.



    Der erste Schritt zum individuellen Set-Up


    besteht aus der Fahrhöheneinstellung.
    Die Faustformel sagt, daß

    • beim Aufsitzen die Gabel etwa um ⅓, das Heck um ca. ¼ des Gesamtfederwegs
      einfedern soll. Grob orientieren kann man sich auch erst mal an
      gebräuchlichen 120 mm Gesamtfederweg der meisten modernen
      Straßenmaschinen.
    • Vorgehen zur Ermittlung der
      Meßwerte:


    Vorne


    • Räder entlasten und Gesamtfederweg messen
    • Messung am auf Rädern stehenden Motorrad wiederholen
    • Differenz der beiden Werte ergibt den Neutral-Negativfederweg
    • Dritte Messung mit aufgesessenen Fahrer
    • Differenz dieses Wertes zum Gesamtfederweg ergibt den Fahr-Negativfederweg


    Hinten
    Wie vorne – gemessen

    • zwischen Hinterradachse und Rahmenheck


    Sind die Werte nun
    kleiner als die der

    • Faustformel: muß Vorspannung rausgenommen werden (bzw. Ölmenge/ Viskosität und Federrate sollten geprüft werden)
    • größer, braucht’s mehr Vorspannung (bzw. Federverschleiß, Ölmenge/ Ölalter sollten geprüft werden)


    Weitere Info erhalten wir aus den Meßwerten des Neutral-Negativfederweges (ohne Fahrer) in Bezug auf den Fahr-Negativfederweg (mit Fahrer). Ist die
    Differenz dieser beiden Werte


    größer als 30 mm, ist die Feder zu weich
    kleiner als 15 mm, ist die Feder zu hart.


    In beiden Fällen sollte ein Ersatz besorgt werden.



    Der zweite Schritt zum individuellen Set-Up nutzt die nun
    für ein neutrales Fahrverhalten eingerichteten Werte. Da die Länge von Gabel und Federbein Auswirkungen auf Lenkkopf und damit Nachlauf
    haben, besteht die Möglichkeit, die Fahrwerksgeometrie den persönlichen Vorlieben anzupassen.


    Wird Spurstabilität bevorzugt, kann Gabelvorspannung leicht erhöht und Federvorspannung leicht gesenkt werden, wodurch das Motorrad leicht nach
    hinten geneigt wird.



    Ist der Fahrer eher sportlich ambitioniert, wird er mehr Handlichkeitpräferieren und dazu vorne die Vorspannung leicht senken – sie hinten
    etwas erhöhen. Das Krad wird zum Berg-ab-Moppett. In den 80-er Jahren wurde den damals aufkommenden Supersportlern – wie unserer FZ 750 – dies
    bereits als genetische Anlage mittels Radkombination von hinten 18 und vorne 16 Zoll mitgegeben.


    Der dritte Schritt zum individuellen Set-Up


    richtet sich auf die Feinabstimmung der Dämpfung.


    Wir erinnern uns: Für die Federung sorgt unsere gute alte Schraubenfeder –
    egal nun, ob es sich um eine progressive oder eine lineare handelt. Hierbei sei angemerkt, daß Zentralfederbeine, die über ein Umlenksystem angesteuert werden
    stets progressiv arbeiten.


    Für die Dämpfungskomponente ist das Dämpferöl – bzw. dessen Fließgeschwindigkeit in Gabel oder Federbein zuständig. Da dieser Ölfluß erst
    im Fahrbetrieb erfolgt, ist eine Einstellung recht aufwendig, weshalb hier nur Generelles beschrieben wird. Die Einstellung selber hat viel mit Messen,
    Fahren, Dokumentieren und wieder Fahren und Messen zu tun…


    Wir halten nochmal fest: Die Zugstufendämpfung besteht aus der Rückfließgeschwindigkeit des Öls beim Ausfedern – bremst somit (Unterdruck) den
    Vorgang und verhindert so das Nachschwingen. Die Druckstufe bestimmt das Einfedern indem sie die Fließgeschwindigkeit des Öls „nach oben“ und Freigeben
    des Raums für das einfahrende Standrohr bestimmt.


    Nachvollziehbar, daß mit abnehmender Fließgeschwindigkeit die Dämpfung „härter“ wird. Das Öl muß dann härter komprimiert werden, bevor es vom Kolben
    durch das Dämpferrohr gepreßt wird. Genauso entspannt sich die Gabel langsamer, je niedriger die Rückflußgeschwindigkeit ist. Dadurch werden die zurückgelegten
    Federwege gering gehalten und das Fahrwerk gibt dem Fahrer präzise Rückmeldung
    – das allerdings auch in aller Härte …

  • hab mein fahrwerk jetzt wie oben mal versucht zu optimieren. Allerdings ist jetzt zusätzlich anstelle des 240 auf 7,5 zoll ein 260 auf 9 zoll drauf.


    Das ding ist jetzt (bin erstmal vorsichtige 70km gefahren) schon ziemlich sportlich. Will es mal so formulieren.
    Einen tuck zu hart für den altagsgebrauch. Aber dafür sowas von präzise zu steueren und so direkt in der rückmeldung, dass ich mich richtig sicher und wohl fühle. Das ganze weiche gestucker ist weg und das moped macht nun das was ich erwarte.
    Dazu ist noch ne 6 kolben fraktion vorne am arbeiten und hinten werkelt eine freundliche brembo auf ner 300 serienscheiben (vorher 292 mit hd kolben). Das bringt den hobel jetzt auch an den bremspunkt den ich im auge hatte. Preise dazu diskutier ich mit euch (kopfschütteld) in Manebach.
    Ergänzend: nun sind die Diavelgedanken wohl abgehakt. Aber man soll nie nie sagen....

  • Liebe Leidensgenossen,


    das immer wieder angesprochene Thema "ein perfektes Fahrwerk" (wie von Wolf präzise dargestellt) hängt sicherlich auch von einer Vielzahl externer (nicht vom Motorrad abhängiger) Faktoren Zustand der Straße, Lufttemperatur, Fahrgeschwindigkeit, Steigung, Gefälle, etc. ab.


    Die Eierlegende Wollmilchsau (für ein perfektes Fahrwerk) ist meines Wissens bisher noch nicht erfunden worden. Für meine Begriffe sind Wilbers, Öhlins und Co für unser Bike hoffnungslos overdressed, bzw. kann unser allseits beliebtes Modell diese Art von Dämpfersystemen nicht annähernd nutzen bzw. ausreizen. 90% aller Unzulänglichkeiten an einem Fahrwerk, gehen für meine Begriffe auf den Fahrer zurück (Schiss den Bock in den Acker zu lenken). Klar kann es in extrem Fällen zu einer zu weichen VR Gabel kommen (Vollbremsung Gabel auf Block, dicke Mamma aufm Sozius), dieses sind aber Ausnahmen und können sicher auch mit einer progressiven Federkennlinie nicht hinreichend gelöst werden. Selbst ein höherlegen des Fahrwerks führt irgendwann zum Ende der Haftgrenze. Nach meiner Erfahrung ist das seit ca. 10Jahren verwendete Material unserer VR sehr gut ausgelegt für die meisten Fahrsituationen.


    Aber bekanntlich ist irren ja männlich


    LG HGü

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    spüren sie ihre "Erotisierende Wirkung"

  • Da sind wahre Worte dabei......


    Aber richtig geil ist das Foto, Respekt vor Deinem "Mut" einen Reifen so weit runter zu raspeln.


    Wer den "Mut" besitzt braucht auch nur das Originalfahrwerk ;)



    Gruß


    Karuso

  • Aber richtig geil ist das Foto, Respekt vor Deinem "Mut" einen Reifen so weit runter zu raspeln.

    .
    "Mut" ?
    I wo - hat doch nur den Schlüssel für's Lenkschloß verschlampert und is zu faul zum Suchen. So schaut's aus.
    .

    Weil die Klügeren immer nachgeben wird gemacht, was die Dummen wollen.
    Jetzt stell ich mich auch dumm ...

  • Fußraste ist egal die geht eh nach oben bei Bodenkontakt. Verschleißteil :D

    "Frauen sind wie Zigaretten. Zuletzt sammelt sich das ganze Gift im Mundstück."


    George Bernard Shaw * 26. Juli 1856 in Dublin, Irland; † 2. November 1950 in Ayot Saint Lawrence

  • das thema kommt ja nicht von ungefähr. Mein Hobel hat bei der übernahme eine tendenz zum schlingern um die mittelachse gehabt. Ab 130 kmh konnte das schlagartig einsetzen. Musste dann bis unter 80 runterbremsen um wieder ruhe rein zu bekommen. Das hat mich lange beschäftigt und zu vielen erkenntnissen geführt. Grundsätzlich war ich aber der meinung, daß die ROD nicht von Haus aus scheiße unterwegs ist, und diefehler eine urasache haben müssen.
    Hat in summe dann zu dem Pamphlet siehe oben geführt.
    Ein Beispiel: jemand hatte beauptet, daß die Rod immer nach rechts zieht, weil die 12 kg auspuffanlage rechts hängt. Mittenversatz des reifens gemessen und ausgeglichen. Rod für wieder geradeaus ohne sich freihändig verbiegen zu müssen.
    Anderes Beispiel: die Geht in linkskurven ganz gut aber ich komme rechts irgendwie immer ins trudeln. Manche haben ja ne lieblingsseite und ne schwache seite. Aber nach auffüllen des gabelöls auf normalmaß auf dem rechten rohr ging sie auch in der schlechte seite entschieden besser rum.


    Hab ja bei einigen dann auch mal vor ort ein wenig wippproben etc machen können. Wenn ich schon das schlürfende geräusch aus einigen gabeln höre, dann bekomm ich noch mehr graue haare. Da ist oft viel zu wenig öl drin. Damit geht es dann auf anschlag und fängt auch noch an zu hoppeln. Ausgewaschene flanken vorne zeigen das dann zusätzlich.
    Deshalb gehe ich aimmer von einem schlechten pflegezustand der gabel aus, und weniger von technischem defkt. Und die Wunderfedern tun ihren dienst oft nur dadurch besser, weil jemand halt das richtige öl in der richtigen menge reingefüllt hat. Das hätten 90% der serienfedern dann auch gemacht.

  • das thema kommt ja nicht von ungefähr. Mein Hobel hat bei der übernahme eine tendenz zum schlingern um die mittelachse gehabt. Ab 130 kmh konnte das schlagartig einsetzen. Musste dann bis unter 80 runterbremsen um wieder ruhe rein zu bekommen. Das hat mich lange beschäftigt und zu vielen erkenntnissen geführt. Grundsätzlich war ich aber der meinung, daß die ROD nicht von Haus aus scheiße unterwegs ist, und diefehler eine urasache haben müssen.
    Hat in summe dann zu dem Pamphlet siehe oben geführt.
    Ein Beispiel: jemand hatte beauptet, daß die Rod immer nach rechts zieht, weil die 12 kg auspuffanlage rechts hängt. Mittenversatz des reifens gemessen und ausgeglichen. Rod für wieder geradeaus ohne sich freihändig verbiegen zu müssen.
    Anderes Beispiel: die Geht in linkskurven ganz gut aber ich komme rechts irgendwie immer ins trudeln. Manche haben ja ne lieblingsseite und ne schwache seite. Aber nach auffüllen des gabelöls auf normalmaß auf dem rechten rohr ging sie auch in der schlechte seite entschieden besser rum.


    Hab ja bei einigen dann auch mal vor ort ein wenig wippproben etc machen können. Wenn ich schon das schlürfende geräusch aus einigen gabeln höre, dann bekomm ich noch mehr graue haare. Da ist oft viel zu wenig öl drin. Damit geht es dann auf anschlag und fängt auch noch an zu hoppeln. Ausgewaschene flanken vorne zeigen das dann zusätzlich.
    Deshalb gehe ich aimmer von einem schlechten pflegezustand der gabel aus, und weniger von technischem defkt. Und die Wunderfedern tun ihren dienst oft nur dadurch besser, weil jemand halt das richtige öl in der richtigen menge reingefüllt hat. Das hätten 90% der serienfedern dann auch gemacht.


    ...du meinst, ne Vorderradgabel die nicht richtig gewartet ist oder arbeitet kann so was am Hinterreifen verursachen, krass!

  • Liebe Leidensgenossen,


    Wolf hat es ja schon angedeutet, in der Regel handelt es sich um eine Vielzahl verschiedenen Störgrößen, welche auf ein Fahrwerk einwirken. Die von ihm beschriebenen Faktoren waren in den siebziger Jahren gang und gebe (CB 750K, Kawa Mach III, etc.), die Fahrwerke konnten einfach nicht mit der Motorleistung schritt halten, bzw. nur so lange (im Schaufenster) bis eben der kleinste Verschleiß auftrat. Das waren in der Regel das viel zu schwach ausgelegte Lenkkopflager, bzw. die Schwingenbuchsen (aus Plaste) am Hinterrad. Pendeln oder viel Unangenehmer der sogenannte Shimmy Effekt (der Lenker beginnt sich wie von Geisterhand auf zu schaukeln (Honda GL 1000)) diese Mängel sind aber mittlerweile weitgehendst verschwunden. Bis auf.............ein fehlerhaftes bzw. nicht korrekt eingestelltes Lenkkopflager (zugeknallt, nach fest kommt ab :evil: ) oder noch schnöder zu locker!!!! (auf der Bühne war`s doch so gut eingestellt) :wacko: wenn Last drauf kommt ist Wackelpeter angesagt. 8|


    Fakt ist: selbst Rennmaschinen mit crem de la crem Fahrwerken fallen bei falscher Streckeneinstellung hoffnungslos zurück, weil der Bock nicht das macht was der Hintern ihm sagt.


    Was meinen hinteren Schlappen betrifft...... bis vor kurzem war mein Wohnort Innsbruck da gibt's viel Kurven :D , keine Punkte :thumbup: und Knöllchen für die Mülltonne :thumbsup:


    LG HGü --> noch was zum lesen

    spüren sie ihre "Erotisierende Wirkung"

  • ...du meinst, ne Vorderradgabel die nicht richtig gewartet ist oder arbeitet kann so was am Hinterreifen verursachen, krass!

    nein, nur am vorderrad sichtbar..
    Genau HGü, das erste was meine RD 1980 bekam waren nadellagerbuchsen für die schwinge. Gab es nicht. Hab ich angefertigt.

  • Zitat

    oder viel Unangenehmer der sogenannte Shimmy Effekt (der Lenker beginnt sich wie von Geisterhand auf zu schaukeln (Honda GL 1000)) diese Mängel sind aber mittlerweile weitgehendst verschwunden.


    Wie viel Shimmy darf denn noch sein? Ich fühle z.B. manchmal einen sehr sehr leichten "Shimmy", wenn ich nicht beide Hände fest am Lenker habe und die Maschine von 90 langsam ausrollen lass bei exakt 80 KMH, der dann aber auch sofort wieder verschwindet.

  • sowas geht meist harmlos los. Wenn es abruppter kommt und auch heftiger aufschaukelt, kannst du mit nem fehler rechnen. Bei so leichten differenzen ist es schon schwerer den fehler zu lokalisieren.
    zuerst würde ich den luftdruck (2,4v. und 2,8 h.)prüfen. Dann hinten die dämpfereinstellung eine nummer straffer und noch mal sehen was sie dann macht.